Petra Polli, Förderpreisträgerin der Raiffeisen Kunstsammlung, gestaltet Besprechungsraum
N 46°30'0,64'' E 11°20,05'7'' von Petra Polli

 

Letzte Woche hat die Künstlerin Petra Polli die Arbeit N 46°30'0,64'' E 11°20,05'7'' im Besprechungsraum im 3. Stock der Raiffeisen Landesbank Südtirol abgeschlossen. Die Seiser Künstlerin erhielt vom Kunstbeirat den Förderpreis 2019 der Raiffeisen Landesbank Südtirol verliehen. Mit der Vergabe dieses Preises ist die Schaffung eines Auftragswerks für die Bank verbunden. Petra Polli entschied sich, einen Besprechungsraum in der Bank so zu gestalten, dass er zu einer Ruheoase für die Mitarbeiter und Kunden wird. In einer guten Atmosphäre lässt es sich besser arbeiten und diskutieren. Jetzt hat sie die Raumgestaltung N 46°30'0,64'' E 11°20,05'7'' fertiggestellt.

 

Zum siebten Mal wurde im Jahr 2019 einer jungen Künstlerin im Rahmen der Verleihung des Förderpreises der Kunstsammlung der Raiffeisen Landesbank Südtirol die Möglichkeit zur Ausführung eines Auftragswerks gegeben. „In außergewöhnlichen Zeiten wie den aktuellen wird noch einmal mehr deutlich, welche wertschöpfende Relevanz Kunst in der Gesellschaft hat und wie wichtig es ist, der Kunst eine Bühne zum Sichtbarwerden zu geben“, erklärt Lisa Trockner, Kunstbeirätin der Raiffeisen Kunstsammlung.

Petra Polli hat den Besprechungsraum im 3. Stock der Raiffeisen Landesbank Südtirol mit einer Wandmalerei, einem bedruckten Teppich und einem bemalten Besprechungstisch gestaltet. „Frau Polli hat mit ihrer Arbeit in diesem bisher nüchternen Besprechungsraum eine angenehme Atmosphäre geschaffen. Ich bin mir sicher, das hat einen positiven Einfluss auf die Gespräche. Es ist interessant, wie Kunst wirken kann“, sagt Präsident Hanspeter Felder.

Verlassene Architekturen, anonyme Plätze und Menschen, codierte Schriftzüge, geheime Graffitis an Straßenwänden und die Flora dichten Unterholzes fokussiert Petra Polli in ihrem künstlerischen Schaffen. Nicht ein Rundumblick von Gesehenem und Erlebtem drückt sich in ihren grafischen, plastischen und malerischen Werken aus: Polli hat das Gespür für das Fragmentarische. Wie ein Spot im Dunkeln werden Dinge, die im Alltag unsichtbar sind, durch ihre Arbeiten zum Wahrnehmungsmittelpunkt.

„Tracks“ nennt sich ihre jüngste Serie, in der sich Ausschnitte des unberührten Wildwuchses heimischer Wälder, in den buntesten schwarz/weiß Schattierungen mit Tusche auf Papier oder Leinwand aufgetragen, verdichten. In ihrer Zartheit der Linienführung werden Sträucher, Blätter und der Waldboden im Augenblicklichen festgehalten. Im Gegenzug zu den vorherigen Werkgruppen weicht in „Tracks“ das bruchstückhaft Statische einem vibrierenden Weiterwachsen. So verwundert es nicht, dass der Künstlerin die Leinwand zu eng wird und sich das Geflecht aus Linien bald vollflächig über Museumswände ausbreitet und diese temporär einnimmt.

Für den Auftrag der Raiffeisen Landesbank Südtirol wählt Polli für ihre in situ Intervention - ihrer Arbeitsweise entsprechend - einen wenig beachteten Ort im Haus aus. Einen kleinen in seiner Grundform kreisrunden Besprechungsraum mit kaum natürlichem Licht verkehrt sie in eine organische Kapsel. Zum ersten Mal treiben die wuchernden Verästelungen nicht nur 2-dimensional an den Wänden, sondern breiten sich über den gesamten Raum aus und ranken über den Boden, den Tisch und die Wände entlang.

Mit dieser raumgreifenden Installation wird ein gewöhnliches Besprechungszimmer zum lebendigen Organismus. In einem geschlossenen System aus Zahlen und Fakten wird das gewachsene Gebilde zum isolierten sinnlichen Kosmos aus pulsierend überlagernden Linien, zu einem Wechselspiel aus hell und dunkel, aus Licht und Schatten.

Mehr zu Petra Polli unter http://www.petrapolli.com