AUDIT FAMILIEUNDBERUF

Am 17.06.2021 wurde die RLB bei der Verleihungsfeier im Merkantilgebäude mit dem Zertifikat zum audit familieundberuf ausgezeichnet.

Die Raiffeisen Landesbank Südtirol ist eines der zehn neuen Unternehmen und Organisationen, welche im Jahr 2020 hinzugekommen sind. 
Mit umfangreichen Sozialleistungen sowie gesundheits- und familienfreundlichen Arbeitsbedingungen ist die RLB Südtirol bestrebt, Erfolg im Berufsleben unter Rücksichtnahme auf private, soziale, kulturelle und gesundheitliche Erfordernisse zu ermöglichen. Daher hat sich die RLB Südtirol dafür entschieden, das Audit familieundberuf – ein strategisches Managementinstrument für die Entwicklung und Einführung von familienfreundlichen, lebensphasen-bewussten Maßnahmen – im Betrieb einzuführen. 
Nach Erhalt der Zertifizierung werden nun die vereinbarten Ziele und Maßnahmen umgesetzt, wie u.a. Flexibilisierung der Arbeitszeit, Alternierende Telearbeit, wenn es die familiäre Situation und jeweilige Lebensphase erfordert, Professionalisierung der Führungskräfte, Einführung strukturierter Mitarbeitergespräche.

„Alle für einen, einer für alle“

Nach diesem Motto haben wir als zentrales Bankinstitut seit jeher auf soziale Themen und die Mitarbeiter/innen geachtet. Im letzten Jahr haben wir diesbezüglich unseren Blick weiter geschärft. Familie ist für uns ein Ort, wo Begegnung stattfindet, soziale Verantwortung übernommen wird und wo man sich geborgen fühlt. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es uns wichtig mit flexiblen und familiennahen Maßnahmen unsere Mitarbeiter/innen zu unterstützen und unsere Arbeit zum Wohle unserer Kunden effizient weiterzuführen.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Raiffeisen Landesbank

 

Im Rahmen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sollen Arbeitsplätze noch angenehmer und attraktiver werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht mehr eine Entweder-oder-Frage, sondern eine Sowohl als-auch-Lösung.

Das Audit familieundberuf gibt uns die Chance, bereits vorhandenen Ziele und Maßnahmen zu dokumentieren, zu bündeln und wahrzunehmen. Zusätzlich hilft uns das Audit, neue Vorhaben zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zur Stärkung des Bewusstseins für die Bedeutung der Familie in der Gesellschaft umzusetzen. Die familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik soll in die Unternehmensphilosophie und Unternehmensstrategie werden.

 

Was wir unseren Mitarbeiter/innen bereits bieten, um Familie und Beruf vereinbaren zu können:

  • verschiedene Formen und große Anzahl an Teilzeitarbeitsverträgen
  • Möglichkeit des Arbeitens im Home-Office
  • flexible Arbeitszeiten (Kern- und Gleitzeiten)
  • Bezahlte Sonderurlaube und Berücksichtigung der familiären Bedürfnisse bei der Urlaubsplanung
  • interessante Sozialleistungen, wie z.B. Beitrag in Höhe von 5,6% in einen Zusatzrentenfonds, Krankenzusatzversicherung für Mitarbeiter/innen und zu Lasten lebende Familienmitglieder, Essenstickets, Unfallversicherung

 

Im Rahmen des Audits und zusammen mit den Mitarbeiter/innen wurden viele neue Maßnahmen beschlossen, welche wir in den nächsten zwei Jahren umsetzen möchten, wie z.B.

  • die Flexibilisierung der Arbeitszeit, durch Ausdehnung der Gleitzeit und flexiblere Gestaltung der Mittagspause;
  • Organisation eines jährlichen Social Day, ein Arbeitstag im Dienst einer guten Sache;  
  • Ausdehnung der Möglichkeiten und effizientere Gestaltung des Arbeitens im Home-Office;
  • Einführung strukturierter, periodischer Mitarbeitergespräche;
  • Beibehaltung der Möglichkeit des Arbeitens in Teilzeit für alle Mitarbeiter/innen, wenn es die familiäre Situation und jeweilige Lebensphase erfordert;
  • Kontakthaltemöglichkeiten und Erleichterung des Wiedereinstiegs für Mitarbeiter/innen in Elternzeit und Mutterschaft;
  • Unterstützung der Mitarbeiter/innen bei der Kleinkindbetreuung.

Unser Ziel ist es langfristig eine familienbewusste Personalpolitik in der Organisation und in der Unternehmenskultur systematisch zu verankern.


Im Gespräch mit Generaldirektor Zenone Giacomuzzi zum Equal Pay

Herr Giacomuzzi, die durchschnittliche geschlechtsspezifische Lohndifferenz beträgt in der EU derzeit 18 Prozent, in Südtirol werden Frauen im Durchschnitt um 17 Prozent geringer entlohnt als ihre männlichen Kollegen mit derselben Qualifikation und Berufserfahrung. Darauf weist alljährlich der Equal Pay Day hin. Was halten Sie von solchen Initiativen? Ist es wichtig, solche Ungleichbehandlungen aufzuzeigen? 

„Initiativen, welche die Gesellschaft auf Ungleichbehandlungen aufmerksam machen, sind immer zu begrüßen. Gerade die Kluft der Gehälter zwischen Mann und Frau gilt es zu schließen, da man von einer Gleichberechtigung erst dann sprechen kann, wenn vergleichbare Qualifikation und Berufserfahrung gleich entlohnt werden.“

Warum gibt es die „Lohnlücke“ – zu großen Teilen – nach wie vor? Sind die Frauen etwa selbst schuld daran, weil sie sich nicht durchsetzen, keine Führungsaufgaben übernehmen wollen, schlechter bezahlte Jobs wählen.…

Ich bin überzeugt, dass alle einen Beitrag leisten müssen, um die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern zu schließen. Bei der Kindererziehung und im Haushalt übernehmen die Frauen sicherlich immer noch den Großteil der Arbeit. Ein Vollzeitjob ist dadurch oft unmöglich und somit auch die Ausübung einer Führungsrolle schwierig. Frauen sind sicherlich eher bereit andere Rahmenbedingungen zu akzeptieren oder eine Stelle anzunehmen, weil diese zum Beispiel mit Teilzeit kombinierbar ist. Damit werden die Weichen für flachere Karrieren und Einkommensrückstände gelegt.

Ist es notwendig, die Lohnlücke zu schließen? Falls ja: Was wäre Ihr Lösungsansatz?

Wir als RLB sind bemüht diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, indem wir verstärkt auf die Qualifikation unserer Mitarbeiter/innen achten. Ich denke aber, dass vor allem die Politik die Voraussetzungen schaffen muss, damit eine gerechte Rollenverteilung sich etablieren kann.  Es sollten mehr Kita-Plätze bzw. mehr Möglichkeiten zur Kinderbetreuung geschaffen werden.

Durch die Corona-Pandemie ist die Frauenerwerbstätigkeit international wieder zurückgegangen. Was wäre notwendig, um dem gegenzusteuern?

Ich denke, dass man dieses Problem nicht von einem Tag auf den anderen Tag ändern kann. Ein Umdenken der Gesellschaft zur Rolle der Frau wäre meines Erachtens hierfür notwendig.

Ich denke, auch Männer stehen vor Hürden, wenn sie Kinder und Job vereinbaren wollen. Nur müssen die Frauen in ihrer Karriere häufig beweisen, dass sie trotz Kinder einen tollen Job machen können, während Männer sich in Sachen Erziehung erst beweisen müssen, bevor ihnen das die Gesellschaft so richtig zutraut.

Männern fällt es wahrscheinlich schwerer beim Arbeitgeber Elternzeit einzufordern, da sie Angst haben dadurch Karriereeinbußen zu erleiden.

Der Lockdown im Frühjahr hat zwar einerseits zu einer Mehrbelastung der Frauen geführt, aber andererseits haben wir in unserem Unternehmen auch festgestellt, dass Familien, in denen die Väter sich an der Kinderbetreuung beteiligt haben, um einiges zugenommen haben.

Wie schaut es in Ihrem Team, bei Ihren Mitarbeiter/innen aus: Haben Frauen leitende Positionen inne? Verdienen Frauen und Männer gleich viel? Gehen auch Männer in Elternzeit?

Banken haben das Image von Männern dominiert zu werden. Das mag zum Großteil auch stimmen. Aber auch in diesen traditionellen Männerrollen ist ein Wandel spürbar. Heute sind knapp 43% unserer Mitarbeiter/innen Frauen. Wir in der RLB haben Frauen in Führungspositionen, die ihre Arbeit vorbildlich erledigen und einen großen Mehrwert für unseren Betrieb darstellen. Zudem können wir auf viele zielstrebige und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen bauen, denen wir Perspektiven geben möchten in Zukunft Führungsposition zu übernehmen.

Bei uns in der RLB liegt die geschlechterspezifische Lohndifferenz bei 13% und somit deutlich unter dem Südtiroler Durchschnitt. Die Differenz  ist vor allem auf den hohen Anteil an Teilzeitverträgen bei den Frauen zurückzuführen.

Es gibt Männer bei uns im Betrieb, die Elternzeit in Anspruch nehmen. Jedoch stellen wir fest, dass es immer noch sehr wenige sind, die von diesem Recht Gebrauch machen.

Haben Sie persönlich Elternzeit genommen? Haben Sie sich für verkürzte Arbeitszeiten entschieden, um die Betreuung des Kindes/der Kinder zu übernehmen? Kümmern Sie sich um pflegebedürftige Familienangehörige? Oder anders gefragt: War/ist die Vereinbarkeit Familie&Beruf eine Herausforderung, die Sie persönlich betroffen hat?  

Ehrlich gesagt war das bei meinen Kindern noch kein Thema. Bei meinen Mitarbeitern/innen, die ich sehr schätze, sehe ich die Herausforderung, welche die die Vereinbarkeit von Familie&Beruf mit sich bringt. Und daher haben wir uns bewusst für das Audit Familie&Beruf entschieden.