Der Kunstbeirat der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG beauftragte dieses Jahr den Künstler Christian reisigl mit der Gestaltung der Weihnachtskarte der Bank. Für die Weihnachtskarte hat er einen Putto nach einer Vorlage von Tizian gestaltet. Dennoch: Dieses Flügelwesen hier ist ein Zeitgenosse und kommt nicht aus der Vergangenheit. Er hängt eher verschreckt ob des Zustandes der Welt und ziemlich hilflos am grauen Himmel. Trotzdem hofft er, Licht für die Zukunft auf die Erde bringen zu können.
Es ist die vierzehnte Weihnachtskarte, die von Künstler*innen im Rahmen der Kunstsammlung der Raiffeisen Landesbank Südtirol als Auftragswerk entworfen wurde. Nachdem das Weihnachtsmotiv in den letzten Jahren von Sylvia Barbolini, Arianna Moroder, Gabriela Oberkofler, Nicolò Degiorgis, Cindy Leitner, Johannes Bosisio, Maria Peters, Mirijam Heiler, Heidrun Widmoser, Elisa Grezzani, Sophie Lazari, Simon Terzer und Susanne Burchia gestaltet wurde, hat dieses Jahr Christian Reisigl die Weihnachtskarte der Bank geschaffen.
Geboren 1965 in Bozen, studierte Reisigl an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Er lebt und arbeitet in Kurtatsch.
Für die Weihnachtskarte 2025 schuf Christian Reisigl eine zeitgenössische Illustration zum Lied von Martin Luther aus dem Jahr 1534: „Vom Himmel hoch da komm ich her, ich bring euch gute neue Mär“. Wer da kommt vom Himmel hoch ist ein Putto, und sein Antlitz deutend ist die Mär keine so gute. Er scheint eher verschreckt ob des Zustandes der Welt und hängt daher ziemlich hilflos am grauen Himmel. Die aktuellen irdischen Ereignisse scheinen ihn zu bedrücken, mit den nach oben gereckten Ärmchen aber hofft er, Licht für die Zukunft auf die Erde bringen zu können.
Der Künstler sagt zu dem Motiv: "Ein Putto schwebt in den Wolken. Zeichen der Unschuld, der Lebensfreude und der Liebe. Hoffentlich fliegt er nicht davon!“
Diese Flügelwesen kamen in der italienischen Frührenaissance auf und erlebten ihren Höhenflug im Barock. Sie lockern häufig den Ernst religiöser Bilder durch ihr heiteres, liebenswürdiges Wesen auf. Das bekannteste Puttenpaar findet sich zu Füßen der Sixtinischen Madonna von Raffael. Es hat einen weltweiten Siegeszug als Postermotiv angetreten. Das Wort „Putto“ stammt vom Lateinischen „putillus“ ab, was so viel bedeutet wie Knäblein.
Der Putto Christian Reisigls ist im Gegensatz zu seinen klassischen Vorbildern nicht süß, nicht lieblich, zwar wohlgenährt und mit schmetterlingshaften Flügelchen ausgestattet, aber er ist weder kitschig noch Zuckerwerk für die weihnachtlich gestimmte Seele. Vielmehr scheint er absturzgefährdet, nur die ungewöhnliche Rahmung gibt ihm Halt. Diese zeigt deutlich die Spuren des Arbeitsprozesses, der buttergelbe Klebestreifen setzt dem Sujet Grenzen und der winzige Nagel betont zusätzlich diese Absicht.
Die Arbeit ist ab Mitte Dezember im Schalterraum der Raiffeisen Landesbank Südtirol AG ausgestellt.

