Ingrid Hora: "Umlauf". 02.07.2014 - 29.08.2014

Ingrid Hora verschafft mit der Ausstellung „Umlauf“ Einblicke in ihre übergreifende und interdisziplinäre Arbeit: Skulpturen, Videoarbeit, Zeichnungen und Performance. Die Themen im Blickpunkt: Zirkulation und Kommunikation, Kollektiv und Interaktion.

"Umlauf" - vielfältig interpretiert

Kernstück der Ausstellung ist das „Palindrom“: ein vorgefundener Alltagsgegenstand, der vervielfacht und in einem Kreis angeordnet wird. Die Besucher können nicht einzeln mit dem Objekt interagieren; es benötigt eine Gruppe, die gemeinsam dem Körpergefühl folgend, jedoch ohne verbalen Austausch das Objekt verschiebt. Es werden Umgangsformen getestet, experimentiert, wie Menschen aufeinander eingehen und wie dabei die nonverbale Kommunikationsebene Entscheidungen fallen lässt. Mit der Arbeit „Festverwurzelt“ aus der Werkserie „Functional Escape“ zeigt die Künstlerin Objekte, die von ihren Nutzern ungewöhnliche physische Verhaltensweisen fordern: Verlängernde Arm- und Beinprothesen aus Holz behindern gewohnte Bewegungsabläufe und machen ein Vorwärtskommen unmöglich.

Überbleibsel einer schwimmenden Utopie

Spannend sind auch die ausgestellten Elemente oder Überbleibsel der „Isola delle Rose“: Ende der 60er Jahre legte der italienische Ingenieur Giorgio Rosa die Fundamente für eine 400 m² umfassende Stahl- und Betonplattform, die er "Isola delle Rose" nannte. Die Insel wurde elf Kilometer vor der italienischen Küste gebaut, sie befand sich also knapp außerhalb der nationalen Gewässer und war damit ein “freier Staat”. Um die Mikronation in unmittelbarer Nähe von Rimini rankten sich bald die wildesten Gerüchte – sie war ein begehrter Ort für Projektionen aller Art – doch sie war vor allem eins: eine Utopie. Nach 80 Tagen wurde die Insel von der italienischen Küstenwache besetzt und bombardiert.

Kollektives Verhalten und Normalität künstlerisch in Frage gestellt

Ingrid Hora beschäftigt sich intensiv mit Gruppen und ihrem kollektiven Verhalten. Sie greift auf spezifische geschichtliche und geographische Kontexte zurück und testet die überschattende Zerbrechlichkeit einer Gruppe. Wie regieren Menschen mit Normen? Was passiert, wenn eine Reihe von Normen zusammenbricht oder sich drastisch ändert? Ingrid Hora stellt die “Normalität” in Frage und sieht sie nur als eine von vielen Alternativen. Menschen umzingeln sich mit Mauern, um Klarheit und Abgrenzungen zu erschaffen. Die Künstlerin zeigt, was hinter diesen Mauern passiert, wo obsessives Tun, Verlangen und Fantasien sich verstecken.