Die Anfänge der Raiffeisenkasse Tschars

Am 28. Jänner 1901 wurde der "Spar- und Darlehensverein für die Pfarrgemeinde Tschars" als registrierte Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung gegründet. Somit ist dieser Tag der Grundstein für die´Raiffeisenkasse Tschars und die heutige Raiffeisenkasse Untervinschgau.

Die Kassastunden waren jeden zweiten Sonntag nach dem Gottesdienst bis um ca. 11.00 Uhr im Wohnhaus des Lehrers Alois Patscheider, welcher auch gleichzeitig der erste Zahlmeister war.

Der Bauer und erster Obmann der Raiffeisenkase Tschars Matthias Mayr, sein Stellvertreter oder ein Vorstandsmitglied, musste während den Kassastunden immer anwesend sein.

Bereits im November 1901 wurde ein erstes Darlehen vergeben und eine Mitgliederzahl von 18 verzeichnet. Die bäuerliche Bevölkerung wusste die Arbeit des neu gegründeten Spar- und Darlehensvereines sehr zu schätzen, wodurch die Mitgliederzahl, das Sparkapital und die Kreditvergabe immer weiter anstieg. 

Im Jahre 1910 wurden bereits 65 Mitglieder verzeichnet und 1914 stand die erste Umsiedlung zum Oberwirt (heute Gasthaus Sonne) bevor.

Mit dem Ende des ersten Weltkrieges kamen zahlreiche Probleme und Schwierigkeiten auf die Tscharser Bevölkerung zu. Dadurch, dass das Geld überall knapp war, mussten Darlehen und Zinsen ebenfalls so schnell wie möglich zurückbezahlt werden. 1920 wurde die italienische Lira als Währung eingeführt und ein Jahr später folgte auch schon der Beitritt zur Zentralkasse Bozen.

Die zunehmende Inanspruchnahme der Bank verlangte mit der Zeit nach Veränderungen. Im Jahre 1931 übersiedelte der Kassasitz zum Gasthof Gstirner (danach Weißes Kreuz, heute ein Wohnhaus). Die Kassastunden variierten je nach Jahreszeit und waren ab diesem Zeitpunkt im Winter jeden Donnerstag von 17.00 Uhr bis 19.00 Uhr und im Sommer jeden Donnerstag von 19.00 Uhr bis 21.00 Uhr.

In den darauffolgenden Jahren kamen immer mehr Gedanken zum Erwerb eines eigenen Gebäudes auf und bereits im Jahre 1933 wurde beschlossen, das Amtmannhaus zu einem Preis von 13.500 Lire zu erwerben.

Mit der zunehmenden Italianisierung kam natürlich auch ein neuer Name für den Spar und Darlehensverein im Jahre 1935: Cassa Rurale di Ciardes. Seit dem Jahre 1936 wurden Protokolle nur mehr in italienischer Sprache verfasst, erst im Jahre 1943 durfte wieder in deutscher Sprache protokolliert werden.

Im Jahre 1945 folgte die Umsiedlung in das Amtmannhaus, wo sie dann bis 1980 geblieben sind. 1956 wurde die Cassa Rurale di Ciardes in die Raiffeisenkasse Tschars umbenannt. Nur wenige Jahre später, Anfang der 60er Jahre, wurden die Kassastunden abgeändert; sie waren nun von Montag bis Freitag von 11.00 Uhr bis 12.00 Uhr und wenig später dann von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr.

1968 musste neben dem Zahlmeister ein zweiter Beamter eingestellt werden und der Wunsch nach einer Filiale in Kastelbell wurde geweckt. Nur ein Jahr später, 1969, begann der Bau der Filiale Kastelbell im Haus des Erich Gstrein.

Zur Erleichterung des Überweisung- und Giroverkehrs trat die Raiffeisenkasse Tschars 1973 der Raiffeisen-Zentrale Südtirol bei.

1975 wurde der Bau der Filiale Kastelbell fertiggestellt und eingeweiht. In den 70er Jahren herrschte ein landesweiter Aufschwung vor, weswegen die Geschäftstätigkeit ausgeweitet und ein weiterer Beamter eingestellt wurden musste.

Ein erneuter Platzmangel war die Folge und bereits zwei Jahre später folgte der Beschluss, den Hauptsitz an der Dorfeinfahrt neu zu errichten. Dazu wurde dann 1978 ein alter Stadel mit 432m² erworben, 1979 konnte mit dem Bau begonnen werden und 1980 wurde der neue Hauptsitz fertig gestellt.

Trotz eines holprigen Starts haben die Bürger der Gemeinden Kastelbell und Tschars nie den Glauben an die Raiffeisenkasse verloren und dadurch immer wieder unter Beweis gestellt, dass man g e m e i n s a m . stärker ist.