Kunst trifft Wissenschaft
Raiffeisenkasse Eisacktal begeistert mit Judith Neunhäuserers „Schneebleiben“
Brixen, 12. Juni 2025 – Die Raiffeisenkasse Eisacktal öffnete am Abend des 12. Juni ihre Geschäftsräume für die Vernissage der Einzelausstellung "Schneebleiben" von Judith Neunhäuserer. In dieser beeindruckenden Ausstellung präsentiert die Künstlerin eine faszinierende Sammlung von Videos, Objekten und Fotografien, die ihre intensive Beschäftigung mit den Polargebieten widerspiegeln.
In der Einzelausstellung "Schneebleiben" in der Raiffeisenkasse Eisacktal zeigt Judith Neunhäuserer neue Arbeiten, basierend auf ihrer anhaltenden Auseinandersetzung mit den Polargebieten unseres Planeten. Wie im Band Arctic Archives (2019, transcript Verlag Berlin) werden sie hier als wichtige und durch die Erderwärmung gefährdete Archive des Wissens über die Natur- und Menschheitsgeschichte interpretiert: Skulpturen aus massivem Glas und verzinktem Stahl beziehen sich auf Eisbohrkerne, die durch Bohrungen in einem Eisschild oder Gletscher gewonnen werden und deren Analyse Informationen über das Klima der Vergangenheit liefert. Die erhaltenen Daten werden für Klimamodelle genutzt, um zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Während die Objekte der Ice Cores Serie also auf akkumulierte Niederschläge und die Möglichkeit ihrer Entschlüsselung verweisen, beinhalten die ebenso in der Ausstellung gezeigten stummen Videobilder Schneeprobe I-VII einzelne Winterszenen. Alltägliche Schneemomente versinnbildlichen in Zusammenhang mit der Metapher des Buches den Aufbau und das Auslesen “natürlicher” Archive wie Eissschilde und Gletscher.
Die raumspezifisch installierte Fotografie Chilling (Adaptation plays a key role in reducing exposure and vulnerability) stammt von der Arktisexpedition Judith Neunhäuserers 2022 und zitiert den Sechsten Sachstandberichts des Weltklimarats aus demselben Jahr, der eine Anpassung an manche nicht mehr aufzuhaltende Veränderungen unseres Klimas und entsprechende politische Maßnahmen empfiehlt, um “Schaden an Leib und Leben” eines großen Teils der Menschheit zu begrenzen.
Des Weiteren werden vier Fotos der Aktion Can't you feel the heat wave, darling? (2022, mit Frederike von Cranach, DOP Nicolás Rupcich), die ebenso im Rahmen der genannten Reise stattfand, gezeigt. Das neueste Buch von Judith Neunhäuserer, Old Ice and Us (2024, Ness Books Paris), steht in der Ausstellung zum Verkauf.
Die Vernissage wurde mit einer Begrüßung durch Christof Mair, Direktor der Raiffeisenkasse Eisacktal, eröffnet. Mair sprach nicht nur über das Engagement der Bank für kulturelle und gesellschaftliche Themen, sondern unterstrich auch die Wichtigkeit dieser künstlerischen Auseinandersetzung mit der Klimakrise.
Der Glaziologe Georg Kaser, Mitautor der Berichte des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change [IPCC]), ordnete die Hintergründe der Ausstellung in einen naturwissenschaftlichen Kontext ein und thematisierte in seiner Einführung ethische Fragen rund um Polarexpeditionen sowie Methoden und Möglichkeiten der aktuellen Klimaforschung, insbesondere hinsichtlich Disziplinengrenzen und deren Auflösung über die Wissenschaften hinaus.
Judith Neunhäuserers "Schneebleiben" ist mehr als eine Ausstellung; sie ist ein visionärer Aufruf zum Handeln und Reflektieren. In einem ergreifenden Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft gelingt es der Künstlerin, die dringenden Fragen unserer Zeit sichtbar zu machen und ein tieferes Verständnis für den Umgang mit der menschengemachten Erderwärmung zu fördern. Bis zum 10. Juli haben Besucher*innen die Chance, Teil dieses innovativen Dialogs zu werden. Die Ausstellung fungiert als Katalysator für eine Gemeinschaft, die sich bewusst ist, dass Kunst und Wissenschaft zusammenarbeiten können, um einen Weg in eine nachhaltigere und gerechte Zukunft zu weisen.
