Raiffeisenkassen Südtirol: Ein starkes Zeichen der Gemeinschaft – Dormizil „Ulli Lerchbaumer“ eröffnet

Die 39 Raiffeisenkassen Südtirol und die Raiffeisen Landesbank haben gemeinsam mit 1.600 Spender*innen dazu beigetragen, obdachlosen Menschen in Südtirol ein Zuhause zu schenken. In der Rittner Straße 25 in Bozen wurde am Freitag, 26. September das Dormizil „Ulli Lerchbaumer“ feierlich eröffnet.

Neun engagierte Menschen aus Bozen und Umgebung gründeten im Oktober 2020 den Verein Dormizil EO. Im Frühjahr 2021 stellte die Haselsteiner Familien-Privatstiftung dem Verein das Gebäude in der Rittner Straße 25 in Bozen für 30 Jahre kostenlos zur Verfügung. Zwei Winter lang diente es dank 120 Freiwilligen als Winternachtquartier für obdachlose Menschen, dann wurde seit Juli 2024 umgebaut.

39 Raiffeisenkassen und die Raiffeisen Landesbank steuerten 855.000 Euro bei, über 1.600 weitere Spender*innen – Einzelpersonen, Stiftungen und Vereine – halfen mit Geld, Materialien und ermäßigten oder kostenlosen Arbeitsleistungen. Pohl Immobilien koordinierte den Umbau kostenlos, die Architekt*innen Sylvia Lehnig, Markus Lunz und Birgit Dejaco gestalteten den Bau. So blieb das Projekt mit 1,4 Millionen Euro im vorgesehenen Kostenrahmen, zusätzlich ausgestattet mit Photovoltaik und Wärmepumpe.

Robert Zampieri, Generaldirektor des Raiffeisenverbands Südtirol, betonte bei der Einweihung, dass Wohnen ein grundlegendes Menschenrecht sei. „Mit diesem Haus schenkt Südtirols Gemeinschaft nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein Zuhause mit Lebensqualität.” Studien zeigen, dass Menschen mit Housing First langfristig stabil wohnen bleiben und aktiv am sozialen Leben teilnehmen. Investitionen in gute Wohnungen für obdachlose Menschen seien sinnvoller und günstiger, als die hohen Folgekosten von Obdachlosigkeit für Notfallmedizin und soziale Dienste.

Das Haus wurde nach Ulli Lerchbaumer benannt. Gemeinsam mit ihrem Mann Hans Peter Haselsteiner stellte sie das Gebäude über die Haselsteiner Familien-Privatstiftung bereit: „Es ist mir ein Herzensanliegen, die vielen engagierten Menschen, die das Dormizil initiiert haben und nunmehr tragen, zu unterstützen. So wie sie bin auch ich der Meinung, dass jeder Mensch ein Dach über dem Kopf, Schutz, Wärme und Teilhabe verdient“, sagte die Hausstifterin.

Ab Oktober ziehen die ersten Bewohner*innen ein. Das Haus bündelt vier Angebote: dormiHOME umfasst acht Wohnungen für acht obdachlose Menschen nach dem Prinzip Housing First. dormiTIME ist eine Übergangswohnung für fünf Menschen, die kurzfristig und für drei bis sechs Monate ein Dach über dem Kopf brauchen. dormiWASH bietet Dusch- und Waschmöglichkeiten für Menschen, die nach wie vor im Freien schlafen müssen. Und dormiHUB schafft Raum für Begegnung, Bildung und Kultur für alle Menschen, die einen passenden Ort brauchen.

„Housing First richtet sich an Menschen, die lange obdachlos sind und keine Chance hätten, sich allein wieder in den Wohnungsmarkt einzugliedern“, erklärte Maria Lobis vom Vereinsvorstand. Ihr Kollege Norbert Pescosta ergänzte: „Indem wir zuerst ein Zuhause geben, schaffen wir den Boden dafür, dass Menschen ihre Probleme Schritt für Schritt angehen können.“

Der Vereinsvorsitzende Paul Tschigg dankte allen Anwesenden für die große Solidarität: „1.600 Spender:innen geben diesem Haus Struktur und Gesicht. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute hier sein dürfen und obdachlosen Menschen Hoffnung schenken können.“ Er verwies auch darauf, dass Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Südtirol zunimmt, sichtbar unter anderem an den vielen Anfragen im Dormizil-Nachtquartier in der Vintlerstraße. Es eröffnet am 17. Oktober und wird von 120 Freiwilligen getragen. Sie schenken bis Mitte April weiteren 25 obdachlosen Menschen ein warmes Bett im kalten Winter.

Von öffentlicher Seite würdigte Landesrätin Rosmarie Pamer die Vorbildwirkung des Vereins Dormizil und versprach, bei den Führungskosten zu unterstützen und Housing First als Konzept weiter zu verfolgen. Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach von einem „wichtigen Tag für Südtirols Gemeinschaft, die in einem großen Kraftakt obdachlose Menschen zurück in die Gesellschaft holt“.

 

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