Vom Spar- und Darlehensverein zur Raiffeisenkasse Naturns Gen.

Nach der Idee der gemeinsamen Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen wurde am 25.01.1893 der "Spar- und Darlehenskassenverein für die Pfarrgemeinde Naturns" unter Vorantreiben des heimischen Pfarrers Anton Lintner gegründet. 

Johann Kristanell, Bauer auf Plantitsch, wurde zum ersten Obmann der 21. Kreditgenossenschaft Südtirols im Sinne Raiffeisens gewählt, zum Obmann des Aufsichtsrates wurde Pfarrer Anton Lintner bestellt und die Zahlmeisterstelle wurde Alois Schlögl, Färb, übertragen. Die erste Geschäftsstelle der heutigen Raiffeisenkasse befand sich bis 1902 im "Paterstübele" im Widumzubau, von 1902 bis 1939 befand sie sich dann im ehemaligen Spital (heute Ex-Altersheim) in der Feldgasse.

Anlässlich der ersten Vorstandssitzung wurden am 16.04.1893 die ersten Geldgeschäfte getätigt. Bereits am 31.12.1893 waren 44 Mitglieder, 37 Spareinlagen und 20 Darlehen.

Das erste Geschäftsjahr des Vereines wurde mit einem Verlust von 39 Gulden und 82 Kreuzern abgeschlossen, die Dorfbewohner hatten jedoch gleich erkannt, welch gute Tat die "Männer der ersten Stunde", mit dem Aufbau der Kreditgenossenschaft vollbracht hatten. So steigerten sich die Einlagen von 1897 mit 30.404 Gulden auf 333.443 Gulden im Jahre 1910. Die Ausleihungen hatten sich in dieser Zeit verzwölffacht.

1914 bis 1970

Das Jahr 1914 brachte für Südtirol eine schlimme Wende. Die Schwierigkeiten während der Kriegsjahre, die Zeichnung beträchtlicher Summen an Kriegsanleihen, Kursverluste usw. machten der Kasse schwer zu schaffen. Nach der ersten Vollversammlung nach dem Krieg am 25.05.1919 unter Obmann Alois Pircher, Martschein, folgte sogleich die Umstellung auf die italienische Lire und der Name der Raiffeisenkasse wurde erstmals ins italienische übersetzt: "Cassa Rurale Naturno Consorzio registrato a garanzia illimitata".

Im Jahre 1933 wurde das Hotel Post (Eiskeller) von Frau Mühlsteiger Maria abgekauft und bis 1938 als neues Kassenlokal mit Kassierwohnung fertiggestellt.

Die Zeit des Faschismus brachte einiges mit sich. Nachdem ein italienischsprachiger kommissarischer Verwalter eingesetzt wurde, verlor der Vorstand bis Jahresende jede Handlungsfähigkeit. Neue Schläge ließen nicht lange auf sich warten, der Ausbruch des 2. Weltkrieges und das abgeschlossene Umsiedlungsabkommen, führten dazu, dass das Geld fast zur Gänze entwertet wurde. Die Geldinstitute, die überlebt hatten, konnten nach dem Weltkrieg der Wirtschaft wieder auf die Beine helfen. Dank umsichtiger Verwaltung ging es mit unserer Raiffeisenkasse wieder bergauf.

In den 50er Jahren festigte sich die Wirtschaft, der Fremdenverkehr, der bescheiden angefangen hatte, entwickelte sich langsam zu einer der Haupteinnahmequellen von Naturns und Plaus. Es wurde eine äußerst rege Bautätigkeit ausgelöst, wovon alle damit zusammenhängenden Handwerksarten profitierten. Auch die Landwirtschaft brachte durch die Umstellung auf Erwerbsobstbau viel Geld in die Gemeinden. All diesen Aufschwung hat die Raiffeisenkasse mitgetragen und durch Kredite mit gefördert.

1970 bis heute

Das Dienstleistungsangebot der Raiffeisenkasse wurde in den letzten vier Jahrzehnten stark erweitert, Einlagen und Ausleihungen stiegen sehr rasch an, das Kassenlokal konnte wegen Platzmangel den Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Deswegen schritt man im Jahre 1974 an den Bau des heutigen Verwaltungsgebäudes. Schon frühzeitig wurde die Technik in den Dienst der Kunden und Mitglieder gestellt.

Im Jahre 2002 wurde das Obergeschoß (Direktion, Kreditabteilung und Buchhaltung) und im Jahr 2005  das untere Erdgeschoß (Servicestelle und Beratungsbüros) fertiggestellt und mit neuen modernen Maschinen ausgestattet. 2013 wurde die vier Serviceschalter umgebaut und mit modernen Banknotenzählmaschinen ausgestattet.